Ortsteil Landsweiler-Reden

Der Name Landsweiler  fand erstmals Erwähnung in einer Urkunde aus dem Jahre 1435 durch die eine Streitigkeit (missehel und gespan) um die Aufteilung der Abgaben der Bewohner  der Dörfer im Synderthal zwischen der Gräfin Elisabeth von Saarbrücken und dem  Grafen Friedrich Greiffenklau zu Vollrads,  dem Herrn von Eppelborn und Lehenshalter des Saarbrücker Grafen, beigelegt wird.

Dass in diesen mittelalterlichen Ansiedlungen aber bereits mehr als einhundert Jahre früher Menschen lebten, erfahren wir aus den Siedler- und Steuerverzeichnissen, sogenannten Regesten, aus dem Jahre 1304, in dem Siedler in Zyndern (Sinnertal) und Tyffwilre (Schiffweiler)  aufgeführt sind.

Im Bauernkrieg von 1525 bis 1526, soll es nach zeitgenössischen Berichten „auch im Amt Ottweiler“ zu Unruhen gekommen sein, die jedoch „durch die Besatzung der Burg Montclair unter Graf Johann von Sayn im Keime erstickt werden konnten“ (Behringer/Clemens, 2009). Vermutlich waren dabei die Ansiedlungen in Landsweiler/Syndertal diesen Unruhen zum Opfer gefallen. Einhundert Jahre später wütete der Dreißigjährigen Krieg und löschte die letzten lebenden Zeugen einer Besiedlung.

Erst 1690 erscheint der Name Landsweiler wieder in einer Urkunde in der der Landesfürst Graf Friedrich Ludwig dem Nagelschmied Johann Seel die Erlaubnis zur Niederlassung auf dem zu Schiffweiler gehörenden Flur „In den Birken“ erteilte. Daraus entwickelte sich eine kleine Ansiedlung aus der schließlich 1769 nach Abtrennung von der Gemeinde Schiffweiler, das neue Dorf Landsweiler  (auch in den Schreibweisen Lansweiler oder Lantzweiler)  entstand. Die umliegenden Bewohnern nannten es „Neudorf“ (oder in der ortseigenen Mundart „Naudorf“). Unter französischer Verwaltung gehörte es zur Mairie Welschbach und ab 1815, mit dem Beginn der Preußenzeit, zur Bürgermeisterei  Stennweiler.

Da sich 1690 mit dem Nagelschmied Johann Seel ein metallverarbeitender Beruf etabliert hatte, ist anzunehmen, dass zu dieser Zeit weitere Ansiedler mit der Erzgräberei und dem Eisenschmelzen und damit möglicherweise im Tageslohn als „Handwerker“ beschäftigt waren. Zum Zeitpunkt einer „Bewohneraufnahme“ (Registrierung)  im Jahr 1741 wurden, neben 21 Landwirten, fünf Handwerkern, zwei Wirten und einem Beamten (Zöllner), 31 Hüttenleute, die vermutlich  in einem der Neunkircher Hüttenwerke an der „Sinnerbach“ (Oberschmelz) tätig waren, registriert.

Im Jahr 1767 wurden große Geländeteile – u.a. die Flure großer und kleiner Heiligenwald, Kallenberg, Dachswald, Jungenwald, Heidenkopf und Grubenwald von Schiffweiler Bann zu Gunsten des Dorfes Landsweiler abgetrennt. Der westliche Teil mit den Heiligenwalder Fluren verblieben aber wegen der hohen Lasten bei Schiffweiler. Da ein Teil dieser Ländereien außerhalb der Kreisgrenze lagen, mussten sie an das Bildstöckler Hofgut verkauft werden, auf dem das Dorf Bildstock entstand.

Das kleine Dorf Landsweiler versank im Jahre 1809 mit seinen 109 Einwohnern in den nächsten 40 Jahren erneut in einen Dornröschenschlaf. Erst mit dem Beginn der Preußenzeit im Jahr 1815 stieg die Einwohnerzahl wieder stark an; im Jahr 1840 zählte man bereits 400 Einwohner.

Das nun beginnende kontinuierliche Wachstum hatte seinen Grund in der Lage des Dorfes am nördlichen Rande des Saarbrücker Kohlesattels. Sie verschaffte dem Ort durch die Anschlagung des Reden-Stollens und die Entstehung der Grube Reden (1846) sowie durch die Eisenbahnfortführung nach Neunkirchen zur Nahebahn mit der Einrichtung der Station/Bahnhof Reden (1848/1852) und dem Bau des Bildstocktunnels starke Entwicklungsimpulse.

Nach Beginn der Kohleförderung stieg die Zahl der Einwohner schnell auf 1500 und erreichte um die Jahrhundertwende 1900 bereits mit 3.300 Einwohnern einen ersten Höhepunkt. Im Jahr 1905 wurde die Grenze von 6000 Einwohnern überschritten und pendelte sich bis in die  1940er Jahre auf knapp unter 7000 Einwohner ein. Die meisten verdienten ihren Lebensunterhalt direkt oder indirekt im Kohlenbergbau auf  Grube Reden mit der Kokerei (1940-1965/1968-1972) oder auf Grube Kohlwald und auf dem Neunkircher Eisenwerk. Seit dem Ende der „Kohlenzeit“ in den 1980er Jahre sind dem Dorf mehr als 2000 Einwohner wieder verloren gegangen.

Als 1845/46 die ersten Arbeiter aus den umliegenden Ortschaften angeworben wurden, stellte sich bald heraus, dass für diese „Wanderarbeiter“, Unterkünfte- und schließlich auch Wohnmöglichkeiten geschaffen werden mussten. Die preußische Grubenverwaltung errichtete drei „Schlafhäuser“ und stellte Bauplätze zu geringen Kaufpreisen auf mehreren Erschließungslagen, zum Beispiel auf den Fluren „zum kleinen Heiligenwald“ und „Großheiligenwald“, die zum Teil damals auf Landsweiler Bann lagen, zur Errichtung von Eigenheimen zur Verfügung (siehe Beitrag HEILIGENWALD). 1920 entstand die Werkssiedlung Madenfelder Hof auf dem Flur Heidekopf mit 40 Doppelwohnhäusern für Bergmannsfamilien. 1921 wurde der Buchenkopf aus dem Wiebelskircher Bann ausgegliedert und Landsweiler zugeschlagen. Dadurch konnte der Gebietsverlust am westlichen Ortsrand an die neue Gemeinde Heiligenwald  ausgeglichen werden. Die Besiedlung des Buchenkopfes erfolgte im Jahr 1924. Am unteren Sonnenberg, in der   Schlossstraße und im Grubenwald Reden entstanden zahlreiche Wohneinheiten für Familien von Grubenbediensteten.

Bei Staub- und Schlagwetterexplosionen auf Grube Reden, kamen 1864 fünfunddreißig  und 1907 einhundertfünfzig Bergleute ums Leben.

Im unteren Klinkenthal, in dem jahrzehntelang das jährliche Bergfest der beiden Gruben Reden und Itzenplitz gefeiert wurde, entstand in den 1930 Jahren ein Belegschaftsheim mit einem großen Festsaal. Im Außenbereich sorgte ein Musikpavillon für Wetterschutz für die Bergkapelle, die bis in die 1950er Jahre jeweils im Sommer zu monatlichen Konzerten einlud. Eine weitere allsommerliche Attraktion für Schwimmfreunde jeden Alters ist das Schwimmbades ebenfalls aus den 1930er Jahren.

Altes Bild vom Bahnhof Landsweiler-Reden Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges endete jegliche Bau- und Besiedlungstätigkeit.

Der Krieg hinterließ seine Spuren auch in Landsweiler: Bei vier Luftangriffen starben elf Bewohner; zwölf Einheimische wurden Opfer bei Luftangriffen auf die Stadt Neunkirchen, 273 Wehrmachtsangehörige kehrten nicht mehr aus dem Krieg zurück.

Nach dem Zweiten Weltkrieg  entstanden Neusiedlungen entlang der Kohlengrubstraße und in den 1960 Jahren die Siedlungen der Bauinteressengemeinschaft der Bergleute (BIG) in der Schiffweilerstraße und zwischen Illinger- und Kohlengrubstraße. Mit der Gebietsreform von 1974 konnte die Bebauung des Dachswaldes an der Grenze zum Nachbardorf Heiligenwald die noch bestehende Lücke an der oberen Illinger Straße schließen.

Neue Chancen eröffnen sich dem Ortsteil Landsweiler und damit der Gesamtgemeinde auch im „Zukunftsort Reden“. Dort findet zurzeit in mehrfacher Hinsicht eine Art „Konversion“ statt, indem die riesige Industriebrache des ehemaligen Bergwerks mit der ehemaligen Bergehalde der Natur zurückgegeben wird und zusammen mit dem „Praehistorium Gondwana“ gleichzeitig neue bildungsnahe und naturfreundliche Nutzungen im Freizeitbereich entstehen. Die Umnutzung ehemaliger Funktions- und Verwaltungsgebäude für wissenschaftliche und landeskundliche Zwecke bringt Imagegewinn für Ort und Gemeinde. Die noch vorhandenen technischen Anlagen der Grube Reden (Schächte, Maschinenhäuser, Werkstätten u.ä.) bleiben als Bergwerksrelikte Zeugen der Industriekultur in unserem Land.  

Der Name des Dorfes Landsweiler - seit 1937 trägt der Ort den Zusatz Reden nach dem preußischen Minister F.W. von Reden im Namen - leitet sich wahrscheinlich von Lehen > verliehenes Land her.

Horst Wilhelm