Ortsteil Stennweiler

Mit etwa 2200 Einwohnern ist Stennweiler die kleinste unter den vier Ortschaften der Gemeinde Schiffweiler.

Der Name des Ortes leitet sich von dem steinigen Boden ab, der den größten Teil seines Bannes bedeckt. Die erste Erwähnung datiert aus dem Jahre 1347: Ein „Stephan von Steinwenden“ wird als Steigerer in einer Liste der Zehntversteigerungen des Klosters Neumünster (heute ein Stadtteil von Ottweiler) genannt. Die Namensform „Steinwenden“ (aus dem älteren Deutschen: steiniges Weideland) tritt neben der standardsprachlichen Form „Steinweiler“ und seiner halb-mundartlichen Variante „Stennweiler“  - die sich letztlich durchsetzte - bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts auf.

Entstanden ist Stennweiler wohl um 1300 als Tochtersiedlung des älteren Schiffweiler (Ersterwähnung: 893) in einer Phase des Landausbaus, als – wegen des Bevölkerungsanstiegs – auch weniger ergiebige Böden in Kultur genommen wurden. 1572 wird der Ort, dessen Landes- und Grundherren bis zur Französischen Revolution die Grafen von Nassau-Saarbrücken waren, erstmals in einer Steuerliste erwähnt. Offenbar zählten bis dahin seine Bewohner als „Aussiedler“ zur Gemeinde Schiffweiler.

Das Jahr 1635, in unserer Gegend das Schreckensjahr des Dreißigjährigen Krieges, brachte für Stennweiler (wie die Nachbarorte)  Tod und Zerstörung. Von den elf Familien, die 1625 gezählt wurden, lebte 1648 angeblich nur noch eine alte Witwe mit ihrem Pferd. Trotz vieler Kriegswirren auch in der zweiten Hälfte des 17. und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts stieg die Bevölkerungszahl aber langsam wieder an. 1741 wurden 17 Haushaltungen gezählt. Fast ausnahmslos war man – als Hörige und Leibeigene des Saarbrücker Grafen – in der Landwirtschaft tätig.

Stennweiler bildete in seiner Siedlungsform  ein sog. „Haufendorf“. Ohne Regelmäßigkeit verteilten sich Einzelhöfe im Bereich der heutigen Steinstraße und unteren Lindenstraße. Um die Höfe herum schlängelte sich die unbefestigte Straße. Die Höfe, 1741 bestand der Ort aus 15, 1767 – inzwischen war von der Landesherrschaft die Erbteilung erlaubt worden – bereits aus 26 Anwesen, waren eingeschossige, nicht unterkellerte Fachwerkbauten, die bäuerliche Wohnung und bäuerlichen Betrieb unter einem Dach vereinigten.  

In der Mitte des Dorfes stand schon damals die „tausendjährige“ Linde. Dendrologen schätzten vor einiger Zeit ihr Alter auf etwas über 300 Jahre, d. h. sie wurde wohl gegen Ende des 17. Jahrhunderts gepflanzt, möglicherweise an der Stelle eines Vorgängerbaums.

Die Französische Revolution und die Zugehörigkeit zum französischen Staatsverband zwischen 1798 und 1814 brachte, wie überall in den linksrheinischen Gebieten, die Abschaffung von Leibeigenschaft und Hörigkeit und die (endgültige) Umwandlung des dörflichen Gemeinbesitzes in Privatbesitz. Die moderne bürgerliche Gesellschaft entstand.

Konfessionell gehörten die Bewohner von Stennweiler seit 1575, dem Jahr der Einführung der Reformation in Nassau Saarbrücken und Nassau-Ottweiler, der evangelisch-lutherischen Konfession an. Die zuständige Kirchengemeinde war Schiffweiler, nach ihrem Untergang im Dreißigjährigen Krieg Ottweiler. Durch Zuwanderung seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts entstand wieder ein katholischer Bevölkerungsanteil, der seit der Mitte des 18. Jahrhunderts den der Evangelischen zahlenmäßig übertrifft. Heute sind mehr als Zweidrittel der Einwohner katholischer Konfession. Die Katholiken bilden, nachdem sie bis 1803 in Ottweiler und anschließend in Schiffweiler eingepfarrt waren, seit 1926 eine eigene Pfarrei, inzwischen aber wieder im Verbund mit Schiffweiler. Die Evangelischen gehören weiterhin zur Kirchengemeinde Ottweiler.

1816 wurde Stennweiler, als Teil der Rheinprovinz, Regierungsbezirk Trier, Kreis Ottweiler, Bürgermeisterei Stennweiler (später Amt Schiffweiler) an Preußen angegliedert, 1919/20 dem neu geschaffenen „Saargebiet“ zugeordnet, 1974 im Rahmen der damaligen Gebiets- und Verwaltungsreform Teil der Gemeinde Schiffweiler. Der Charakter des Dorfes änderte sich in preußischer Zeit, seit mit der Eröffnung des Bergwerks Reden (1846) und weiterer Bergwerke im Raum Neunkirchen immer mehr Menschen im Bergbau ihren (Haupt-)Lebensunterhalt verdienten. Die Besiedlung dehnte sich in den Bereich des heutigen Oberdorfes aus, wo sich meist Bergmannsbauern niederließen, die neben und nach ihrer Arbeit im Bergwerk eine kleine Landwirtschaft betrieben. Allerdings wurde Stennweiler nie in dem Maße vom Bergbau geprägt wie die übrigen Orte der heutigen Gemeinde Schiffweiler. Es gab immer eine ganze Anzahl selbstständiger Vollerwerbsbauern, die bis weit ins 20. Jahrhundert hinein eine bestimmende Rolle im dörflichen Leben spielten.

Eine Zeit  großer sozialer Veränderungen waren die 50er und 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Der dörflich-bäuerliche Charakter des Ortes  verschwand, auch die Bindung an den Bergbau und die Neunkircher Hütte verlor zusehends an Bedeutung. Mit der Anlegung des Bebauungsgebietes „Seiters“ seit Mitte der 50er Jahre begann eine großflächige Siedlungserweiterung, die sich seit Mitte der 80er Jahre im Bebauungsgebiet zwischen „Herrengarten“ und Hüttigweilerstraße fortsetzt, z. Z. ( 2011) entstehen die ersten Häuser im letzten Bauabschnitt.

Heute ist Stennweiler weitgehend ein reiner Wohnort. Im Zentrum des Ortes erhebt sich noch immer die „tausendjährige“ Linde, nur wenige Meter entfernt von der katholischen und der evangelischen Kirche (1912 bzw. 1958 errichtet)  und nicht weit entfernt  von der „Lindenhalle“, die sich seit ihrer Fertigstellung 1985 zu einem Sport- und Kulturzentrum entwickelt hat. Ein Fußballplatz und Tennisplätze ergänzen das Sportstättenangebot. Besonders kennzeichnend für den Ort ist  die vielfältige Vereinstätigkeit. Von den Vereinen getragen, ist das jährliche Dorffest am letzten Wochenende im Juli der wichtigste Termin im Festkalender des Ortes.

Stennweiler verfügt über einen Kindergarten mit Kinderkrippe und Ganztagsbetreuung. Ein seit Langem verfolgtes Projekt, das 2010 abgeschlossen wurde,  war die Anlegung eines Platzes im Bereich der früheren „Alten Schule“. - Mit Stolz erfüllt es viele Einwohner, dass man 2003 die Auszeichnung als „zukunftsfähigstes Dorf“ des Saarlandes entgegennehmen konnte.

Autor: Bernhard Planz